Vor 375 Jahren, am 24. Oktober 1648, fand der Westfälische Friedensschluss, basierend auf dem Münsterschen und dem Osnabrücker Friedensvertrag, statt. Mit ihm wurde der Dreißigjährige Krieg beendet und Europa mit einer neuen völkerrechtlichen Ordnung neu geformt. Wir sollten uns immer vor Augen halten, wie wertvoll und wichtig der Frieden und die Demokratie sind.
Auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands starb im Dreißigjährigen Krieg etwa ein Drittel der Bevölkerung: Hunderttausende Soldaten, und viele Millionen Zivilisten im Zuge von Gewalt, Hunger und Seuchen. Man stelle sich vor, heute wären nach 30 Jahren Krieg von gut 80 Millionen Deutschen 27 Millionen sterben. Manche sprechen von diesem Krieg als einem „Urtrauma“ der Deutschen.
Geschichte wiederholt sich nicht, Vergleiche mit der Gegenwart hinken naturgemäß. Der Blick zurück lohnt sich dennoch.
Auslöser des Krieges waren Konflikte zwischen Katholiken und Protestanten. Voll von religiösem Eifer begründete man mit dem „wahren Glauben“ die Gewalt. Dahinter verbarg sich mindestens genauso knallharte Machtpolitik der Herrscher: Innerhalb des Deutschen Reiches zwischen Reichständen und Kaiser, um Ländereien, und schließlich zwischen europäischen Mächten. Oft sind es diese Machtinteressen, die unter dem Deckmantel der Religion zu Kriegen und ihrer Ausweitung führen.
Die Kriegshandlungen steuerten Kriegsunternehmer wie Wallenstein und andere, die den Herrschenden die Dienste ihrer Armeen anboten. Ihnen ging es darum, mit Gewalt ihre privaten Kassen zu füllen. Die Kriegsbeute fiel durch Raub und Brandschatzung an. Bezahlen musste das die einfache Bevölkerung: „Der Krieg ernährt den Krieg.“ Das zeigt: Es gibt viele, die Interessen an Kriegen haben. Läuft die Kriegsmaschine, ist es schwer, sie wieder anzuhalten.
„Hir durch die Schantz und Stadt / rinnt allzeit frisches Blutt.
Dreymal sind schon sechs Jahr / als vnser Ströme Flutt /
Von Leichen fast verstopfft / sich langsam fort gedrungen.
Doch schweig ich noch von dem / was ärger als der Tod /
Was grimmer denn die Pest / und Glutt und Hungersnoth
Das auch der Seelen Schatz / so vielen abgezwungen.“
Andreas Gryphius, „Tränen des Vaterlandes“ (1636)
Erst nachdem Länder und Menschen ausgelaugt waren, war man zum Frieden bereit. Die Verhandlungen dauerten Jahre. Der Westfälische Frieden ist voll von Kompromissen. Am Ende stand ein umfassendes Friedenswerk, bei dem alle irgendwie nachgeben mussten. Nur so konnte die Jahrzehnte andauernde Gewalt und die Leiden der Menschen für viele Jahre beendet werden.
Krieg ist die Geißel der Menschheit. Pazifistische und friedensorientierte Haltungen begegnen der Realität von Völkermorden, Terror und Angriffskriegen. Das darf uns nicht davon abhalten, das Ziel des Friedens weiter zu verfolgen und immer zu hinterfragen welche schwierigen Wege man dafür bestreiten muss. Daran darf und muss man sich am 375. Jahrestag des Westfälischen Friedens erinnern, so wie es in diesem Jahr auch die Städte Münster und Osnabrück und viele weitere tun.