Vermutlich die 4. Corona-Welle – was macht NRW?

Die 4. Welle scheint da zu sein. Gut, mit Prognosen muss man immer vorsichtig sein, zu oft schon war die Pandemie-Entwicklung nicht vorhersehbar. Faktisch aber steigen die Inzidenzen. Das wird aufgrund einer Impfquote von um die 60 %, dabei mit hohem Schutz der Älteren, nicht zu so hohen Todeszahlen und Inanspruchnahme der Intensivkapazitäten führen. Aber auch Jüngere können schwer an (Long) Covid erkranken. Da macht es die Masse: Umso mehr erkranken, umso mehr werden prozentual auch schwere Fälle dabei sein.

Corona-7-Tage-Inzidenzwerte 15.08.2021

Besonders unrühmlich und für den CDU-Kanzlerkandidaten Laschet in den nächsten Wochen belastend ist die „Performance“ von NRW, mittlerweile das Flächenland mit der höchsten Inzidenz. Er hatte wohl geglaubt, mit seinem Laissez faire komme man zumindest über die Bundestagswahl und könnte sich bei den Wähler*innen beliebt machen. Das wird jetzt nicht mehr gehen, wenn – auch noch parallel zum Schulstart – die Infektionen massiv ansteigen.
Öffnungen, gerade in Gastronomie, Kultur oder beim Sport, sind richtig und sollten als solche nicht mehr zurückgenommen werden. Dass aber z.B. in NRW monatelang der Zugang zur Innengastronomie oder zu Fitness-Studios komplett ohne Test/Impfung/Genesung ging, ist unverständlich. Und jetzt soll das doch wieder kommen, aber natürlich wieder einmal zu spät. Und derzeit nach gültiger Corona-Schutzverordnung in NRW wieder als „Kraut und Rüben“ je nach den unterschiedlichen Inzidenzstufen nach Kreisen bzw. kreisfreien Städten.

Der Beschluss der Ministerpräsident*innen vom 10.08. sieht eine Ausweitung der Testpflicht v.a. für Innenbereiche vor. Gut so! Doch was wird NRW machen? Da werkelt man vermutlich aktuell verzweifelt im stillen Kämmerlein mit politischen Hintergedanken kurz vor der Wahl und konfrontiert dann vermutlich wieder kurzfristig die Unternehmen und alle Menschen mit neuen Regeln.

Baden-Württemberg geht mit seinem Konzept des umfassenden „3G“ einen klar nachvollziehbaren Weg. Er wird auf Dauer schwierig, weil er in Kombination mit kostenpflichtigen Testes zu einer indirekten Impfflicht führt. Aber für eine Übergangszeit scheint mir das vertretbar zu sein. Hieran könnte sich NRW ein Beispiel nehmen, wenn denn hier zur Abwechslung statt Aufschieberitis und Durcheinander einmal Sachverstand und Entschlossenheit walten würden.
Was immer noch fehlt, ist ein landesweites Konzept der Pandemie-Bekämpfung mit Auflistung der Maßnahmen und ihren Folgen, transparenter Evaluation ihrer Wirksamkeit in der Pandemie und Bewertung/Abwägung ihrer Auswirkungen auf die Gesellschaft.

Wenn die 4. Welle jetzt tatsächlich kommt, wird man noch einmal einen unangenehmen Herbst/Winter haben. Der Schlüssel dafür, dass es dann im nächsten Frühjahr hoffentlich endgültig vorbei ist, wird besonnenes Vorgehen jetzt und eine Erhöhung der Impfquote sein.