Mit dem „Fahrradklimatest“ erhebt der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) das „Fahrradklima“ in deutschen Städten. Das ist eine nicht-repräsentative Online-Befragung, bei der Bürger*innen verschiedene Aspekte des Fahrradfahrens in ihrer Gemeinde bewerten können. Sankt Augustin schneidet dabei irgendwo im Mittelfeld ab. Für 2020 ist die Durchschnittsnote 3,9 und damit nur 0,2 Punkte besser als 2018. Es gibt also noch viel zu tun. Fahrradförderung ist wichtig, denn Fahrradfahren ist gut für Klima, Umwelt und Gesundheit.
Am 16. März, als in Berlin die Ergebnisse des Fahrradklimatests vorgestellt wurden, tagte in Sankt Augustin – wegen Corona in reduzierter Mitgliederzahl – der neue Mobilitätsausschuss des Stadtrates. Diesen Ausschuss hat die Kooperation aus SPD, GRÜNEN, FDP extra eingerichtet, um dem Thema neue Mobilität eine höhere Priorität einzuräumen. Und Ausschussvorsitzender Thomas Pätzold (GRÜNE) wies zu Beginn der Sitzung direkt auf die Ergebnisse der ADFC-Umfrage hin und darauf, dass diese Handlungsbedarf für die Stadt bedeuten. Passenderweise fanden sich einige wichtige Radverkehrsthemen auf der Tagesordnung.
Auf regionaler Ebene plant der Rhein-Sieg-Kreis derzeit sogenannte„Radpendlerrouten“. Auf diesen Routen sollen Radfahrende auch auf längeren Distanzen zügig vorankommen, gerade auch im Alltagsverkehr, also auf dem Weg zu Arbeit oder Ausbildungsstätte. Die Radpendlerroute Hennef – Sankt Augustin – Siegburg – Troisdorf wird im Wesentlichen auf bestehenden Wegen durch Buisdorf verlaufen, hier gab es im Ausschuss großen Konsens.
Für Diskussionen sorgte hingegen die Planung der Radpendlerroute Lohmar – Siegburg – Sankt Augustin – Bonn. Manche erinnern sich vielleicht: Hier war vor vielen Jahren schon einmal ein Radschnellweg angedacht. Aber das Projekt scheiterte direkt am Start, weil es in der Sankt Augustiner Politik nur die GRÜNEN unterstützten. Ein Stück weit ist das Schnee von gestern. Denn es gibt neue Offenheit. Die Frage ist allerdings: Wo soll die Route lang führen? Hier wurde am Ende ein modifizierter Antrag von SPD, GRÜNEN und FDP mit Stimmen auch von CDU und Aufbruch beschlossen, die Route von Siegburg kommend durch Mülldorf, westlich entlang der Hochschule und dann entlang des Flugplatzes und der Bundespolizei Richtung Bonn zu führen. Der Routenverlauf basiert damit auf der Trasse, die der ADFC Bonn-Rhein-Sieg als Vorrangtrasse vorgeschlagen hatte. Notwendige Ausbaumaßnahmen sollen mitgeplant werden. Die Fahrrad-Routen entlang der der Linie 66 und der B 56 sollen selbstverständlich aber auch verbessert werden. Für die B56 ist derzeit eine komplette Umplanung in Sankt Augustin – Ort / Mülldorf in Arbeit. Die GRÜNEN legen hier besonders Wert darauf, dabei auch die Bedingungen für das Fahrradfahren zu verbessern.
Es braucht aber nicht nur Hauptrouten, sondern durchgängig gute Radwege. Hier gibt es in Sankt Augustin an vielen Stellen noch einiges zu tun. Die Beschilderung muss verbessert werden, hier wiesen die GRÜNEN im Ausschuss darauf hin, dass auch Markierungen mit überprüft werden sollen. Auf Antrag von SPD, GRÜNEN, FDP wurde auch beschlossen, wo möglich Umlaufsperren oder Poller auf Radverbindungen abzubauen oder zumindest so herzurichten, dass sie auch bei Dunkelheit gut erkennbar sind und auch mit Lastenrad oder Fahrrad-Anhänger gut gemeistert werden können.
Nicht nur Radwege sind wichtig, sondern auch gute Abstellanlagen. Und da hapert es. Obwohl SPD, GRÜNE, FDP bereits ab 2018 extra Mittel für neue Abstellanlagen in den Stadtteilen und an wichtigen öffentlichen Einrichtungen in den Haushalt aufgenommen hatten, setzte die Stadtverwaltung keine Projekte um. Erst jetzt, vier Jahre später, soll das Thema in Angriff genommen werden. Immerhin gibt es dafür auch Fördermittel des Landes NRW. Die GRÜNEN werden verstärkt darauf drängen, dass jetzt endlich flächendeckend bessere Fahrrad-Abstellanlagen installiert werden.
Mit dem RSVG-Fahrradverleihsystem, eingerichtet von der Koalition von GRÜNEN und CDU im Kreistag und unterstützt von der Politik in Sankt Augustin, konnte ein weiteres wichtiges Fahrrad-Projekt im Herbst 2020 gestartet werden. Doch die ersten 40 Räder und 8 Standorte waren erst der Anfang. Bereits im März 2020 war in Sankt Augustin auf Antrag der GRÜNEN beschlossen worden, das System stadtweit auszurollen. Und dieses Ziel findet sich auch in der Kooperationsvereinbarung von SPD, GRÜNEN und FDP. Die GRÜNEN unterstützen das Ziel, kurzfristig auf 75 Leihräder aufzustocken und viele neue Ausleihstationen einzurichten, vor allem da, wo die Bus- und Bahn-Verbindungen nicht so gut sind. Dies wurde auch im Mobilitätsausschuss am 16.03. überwiegend so gesehen.
Gutes Fahrradklima ist gut für´s Klima, und für die Mobilität in unserer Region. Es gibt in Sankt Augustin noch viel zu tun. Das packen wir an. Wir räumen dem Radverkehr eine deutlich höhere Priorität ein.
Martin Metz, GRÜNEN-Fraktionsvorsitzender